Kupfer: Die erste Nutzung eines Metalls in der Menschheitsgeschichte

Ein Bericht von Hartmut Rüf

Ötzi`s Kupferbeil hat uns in Erinnerung gerufen, dass es zur Zeit des steinzeitlichen Eismannes bereits Anfänge der Metallnutzung gab.

Einzelne Kupfererze wie die Halbedelsteine Malachit (grün) und Azurit (blau) wurden als Schmuckstein und gemahlen als Farbpigment bereits seit dem 11. Jahrtausend v.Chr. genutzt. Die erste Quelle waren jedoch Vorkommen von metallischem Kupfer; das älteste Artefakt daraus stammt aus dem 9. Jahrtausend v.Chr. Das Metall wurde damals durch Hämmern kalt bearbeitet, der Kupferguss war noch nicht bekannt.

Die Herstellung des Metalls aus seinen Erzen wie dem oben genannten Malachit bzw. Azurit gelang, sobald in einem Ofen genügend hohe Temperaturen erzeugt werden konnten. Die ersten Belege davon in Form von Schlackenresten stammen aus der Zeit um 5000 v.Chr., etwa gleichzeitig vom Balkan (aus der sogenannten Vinča-Kultur) und aus Südwestasien. Es ist somit in diesem Fall möglich, dass eine bedeutsame kulturelle prähistorische Entwicklung ihren Ausgang nicht in Vorderasien, sondern in Europa genommen hat.

Es vergehen wiederum über tausend Jahre, bis die Kupferverhüttung ihren Weg vom Balkan nach Mitteleuropa findet. In der Mondseekultur sind Kupfergegenstände bereits weit verbreitet, der Fund von Gusslöffeln beweist, dass es sich dabei um keine Importprodukte handelt.

Die ältesten bekannten Abbaustellen von Kupfererzen in Österreich befinden sich in Tirol im Raume von Brixlegg, dort  wurde Kupfer aus sogenannten Fahlerzen erschmolzen, deren Arsen- bzw. Antimongehalt dem erzeugten Kupfer eine Härte verleiht, die der Bronze nahekommt (Arsenbronze).

Die Verhüttung von Kupferkies, dem Erz, wie es z.B. am Salzburger Mitterberg und in der Toskana vorliegt, gelang hingegen erst in der Bronzezeit nach großen Fortschritten in der Konstruktion und Temperaturführung der Schmelzöfen. Der Bergbau und die Schmelzöfen am Mitterberg wurden zu dieser Zeit zu einem europäischen Zentrum der Kupfergewinnung. Das dort gewonnene Kupfer wurde hauptsächlich zu Bronze weiterverarbeitet, einer Legierung mit 10 – 15% Zinn, die gegenüber reinem Kupfer leichter verarbeitbar ist und eine wesentlich höhere Härte aufweist.

Ab dem 10. vorchristlichen Jahrhundert übernahm Eisen weitgehend die Rolle der Bronze als Werkstoff. Bis in die Neuzeit wurde nur mehr Kupfer bzw. Bronze verwendet, wenn neben Festigkeit auch Haltbarkeit gefragt war.

Der gewaltige heutige Anstieg des Kupferverbrauches erklärt sich wegen einer zuvor nicht gefragten Eigenschaft, der guten elektrischen Leitfähigkeit des Metalls.

 

Verwendete Literatur:

Blagoje Govedarica: Das Phänomen der balkanischen Kupferzeit.
In:
Bernhard Hänsel und Wolfram Schier (Hrsg.) Prähistorische Archäologie In Südosteuropa Band 30, S.11-22 Verlag Marie Leidorf Gmbh  Rahden/Westf. 2016
Ernst Pernicka and Carolin Frank: Copper artifacts of the Mondsee group and their possible sources. In: Midgley, M.S. & J. Sanders (eds)  Lake Dwellings after Robert Munro, 113-138, Leiden: Sidestone Press 2012
B.Höppner, M. Bartelheim, M. Huijsmans, R. Krauss,  K.-P. Martinek,  E. Pernicka  and R. Schwab: Prehistoric Copper Production In The Inn Valley (Austria), And The Earliest Copper In Central Europe, Archaeometry 47, 2 (2005) 293–315
Eva Rosenstock, Silviane Scharl, Wolfram Schier:  Ex oriente lux? – Ein Diskussionsbeitrag zur Stellung der frühen Kupfermetallurgie Südosteuropas Martin Bartelheim, Barbara Horejs, Raiko Krauß (Hrsg.): Von Baden bis Troia, Ressourcennutzung, Metallurgie Und Wissenstransfer,  S. 59-122, Verlag Marie Leidorf Gmbh  Rahden/Westf. 2016
Bastian Asmus: Das älteste Kupfer der Welt, Archeometallurgie.de